Wie die Fußball-Bundesliga in den vergangenen Jahren, so hat auch das alljanuärliche Alt-Herren-Hallenturnier des SV Kirchzarten einen Seriensieger. Und auch diesmal hat der FSV Rot-Weiß Stegen abgeräumt. Zum achten Mal in Folge! Glückwünsche gab’s natürlich auch vom diesjährigen Zweitplatzierten, dem SV Waltershofen. Dabei freuten sich die Tuniberger über ihr bestes Abschneiden der letzten drei Teilnahmen und konnten angesichts der hervorragenden Platzierung auch verschmerzen, dass es statt des üblichen Schinkenspecks heuer einen prall gefüllten Umschlag als Trophäe gab.
In die Waltershofener Ü35-Mannschaft, die traditionell von einem überwältigend großen, lauten, die Stimmung in der Halle anheizenden Fan-Tross begleitet und unterstützt wird, waren für die 2019er Auflage des Dreisamtalklassikers einige Nachwuchskräfte gerückt, die darauf brannten, erste Gehversuche auf dem harten Alt-Herren-Parkett zu machen. Und in der Tat, was man auf Seiten der Blau-Weißen fürchtete waren nicht die Gegner, nicht einmal Stegen, sondern vielmehr die Halle des SVK mit ihren galaktischen Ausmaßen, ihrem spiegelglatten Boden mit den verwirrenden Markierungslinien und ihrer monströsen Fensterfront, die die tiefstehende Januarsonne in eine Blendgranate verwandeln konnte. Aber es half ja nichts. Man musste sich eben einreden, dass es den anderen genauso ging und die Bedingungen für alle gleich waren.
Das Auffüllen des Kaders war auch nötig geworden, weil einige etablierte Kräfte aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Verfügung standen. So war es bei Anpfiff der ersten Partie eine ausgewogene Mischung aus „jungen“ Wilden und Altersmilden, die der ebenfalls abwesende Teammanager Frank Gutmann ins Rennen schickte. Stammtorhüter Enzo ging mit der Maßgabe ins Turnier, seinen Job als Keeper nur nebenberuflich auszuüben und vorrangig als Spielmacher in einer Dreier-Defensivreihe zu agieren. Seine Mitstreiter hatte man in zwei Viererblöcke unterteilt, die sich von Spiel zu Spiel als jeweilige Startformation abwechselten. Zum einen bildeten Hannes und Volker ein magisches Viereck mit den offensiveren Simon und Dominik, zum anderen bot man ein Quartett aus Thomas und Florian mit Marco und Manuel auf.
Wie immer hatte sich die Tuniberg-Elite viel vorgenommen. Den reinen Ergebnisfußball, dem in den Waltershofener Reihen nur Verachtung geschenkt wird, wollte man mit durchdachten Aktionen, taktischer Finesse und individuellem sowie gemeinschaftlichem Spielwitz ins Abseits stellen. Die Auswärtsfahrt hatte man angetreten, um den Anhang mit 10-minütigen Leckerbissen zu verwöhnen. Da man sich der eigenen Spielstärke bewusst war, gab es kein geringeres Ziel, als allen sechs Turniergegnern einen blau-weißes Päckchen aufzuzwängen, Stegen inklusive. Teilweise gelang, was man sich erhofft hatte, teilweise blieb man hinter den eigenen Erwartungen zurück. Mit 2:0 und 5:0 behielt der SVW in den Spielen gegen Hölzlebruck und Vörstetten eine weiße Weste und konnte aus den Offensivaktionen Kapital schlagen. Die Spielanlage entsprach zwar noch nicht in Gänze den Vorgaben, aber die ersten beiden Widersacher hatte man dominiert. Mit Titisee und Todtnau folgten zwei Turnierdebütanten, die man aufgrund ihrer Schwarzwälder Herkunft schwer einzuschätzen wusste, gegen die man sich aber weiteres Futter für das Torkonto ausrechnete. Die Ausbeute blieb allerdings mäßig und das Gutmann-Team musste sich anschließend eingestehen, das eigene Potenzial nur unzureichend abgerufen zu haben. Wie das Expertengremium auf der Tribüne zu bemängeln wusste, standen sich die Blausocken oft gegenseitig im Weg und hinderten sich selbst am geplanten dynamischen Kombinationsfußball. Zusätzlich hatte man begonnen, die Gegner durch missglückte Aktionen aufzubauen und wurde dafür auch mit dem ersten Gegentreffer bestraft. 2:1 und 1:0 brachten dennoch eine geeignete Punktegrundlage, um auf Augenhöhe in das Spiel gegen den rot-weißen Topfavoriten zu gehen.
Es entwickelte sich eine Begegnung auf hohem Niveau. Waltershofen konnte mithalten gegen eine Mannschaft, die genau den angestrebten Kombinationsfußball erfolgreich praktizierte. Und ging sogar in Führung. Als man jedoch umgehend den Gegentreffer kassierte und sich mit einem Unentschieden nicht begnügen wollte, blies man zur mutigen Schlussoffensive, die leider erfolglos blieb und dem starken FSV die Möglichkeit zum 1:2 Dolchstoß eröffnete. Wozu die Champions sich auch nicht zweimal bitten ließen.
Einen versöhnlichen Abschluss erzielte die SVW-Truppe mit einem 4:1 Erfolg über die Gastgeber in einer Partie, die neben einem wunderschönen Heber-Gegentor auch noch Waltershofener Chancen für manch weiteren Treffer zu bieten hatte. Der Turniertag insgesamt wurde natürlich auch als voller Erfolg gewertet. Spieler und Fans zeigten sich zufrieden mit dem Ausgang, wenn man auch am erhofften Schinkenspeck knapp vorbeischrammte, den es für die Plätze 7 bis 4 zu gewinnen gab.
Im Fokus der Bemühungen ist nun die Organisation eines alternativen, specklosen Kabinenfests. Allerdings steht die Überlegung im Raum, den gewonnenen Geldpreis doch wieder in Schwarzwälder Räucherware einzutauschen, um liebgewonnene Traditionen nicht brechen zu müssen. Erste Feierlichkeiten im Rahmen der Familien und Anhängerschaft des blau-weißen Balletts fanden schon gleich am Turnierabend statt und in ausschweifenden Analysegesprächen fand man dort Gelegenheit zum Ausblick auf die kommenden schweren Aufgaben in der Bezirkspokal-Saison ab Ende März. Von Stegen will man nicht noch einmal geschlagen werden…