
Das ist Landesliga! Diesen Ausruf gab der junge Schiri Kjell Huber Mitte der zweiten Hälfte im Spiel des SV Waltershofen gegen den FC Waldkirch von sich. Er meinte damit eine Situation, in der er anstatt Foul für Waltershofen zu pfeifen, weiterlaufen ließ. Doch irgendwie spiegelte es auch das Spiel des SVW gegen den Verbandsliga-Absteiger wider. Waltershofen zeigte über weite Strecken eine engagierte und auch stellenweise spielerisch gute Leistung. Doch ein paar, vorwiegend individuelle, Fehler gaben letztlich den Ausschlag dafür, dass die Gäste aus dem Elztal mit einem klaren Sieg die Heimreise antreten konnten, weil sie die Fehler des SVW gnadenlos bestraften.
Doch der Reihe nach. Waltershofen brauchte ein bißchen Anlaufzeit, um in die Partie zu kommen. In diesen Anfangsminuten waren die Gäste leicht überlegen. Doch nach 5 bis 10 Minuten lief es dann richtig gut bei den Einheimischen. Man spielte aggressiv und druckvoll nach vorne. Der Lohn war das 1:0 durch Jannis Steimle nach einer knappen Viertelstunde. Gekonnt verwandelte er flach eine präzise Hereingabe von Julian Dettinger, der seinerseits zuvor schön auf dem Flügel in Szene gesetzt wurde. Und Waltershofen blieb im Anschluss am Drücker. Raul Sick konnte einige Male in den Strafraum eindringen, aber entweder wurde er wirkungsvoll gestört oder sein Abschluss war zu unpräzise. Einmal scheiterte Nico Schopp per Kopfball nach einer Ecke. Die größte Chance zum möglichen 2:0 hatte Carlo Rösler. Er erkannte, dass der Waldkircher Torhüter nicht gut postiert war und setzte von der Mittellinie aus zu einem tollen Heber an. Mit ganz viel Mühe konnte der Keeper die Kugel dann aber gerade noch aus dem Winkel kratzen und zur Ecke klären. Kurz darauf folgte die kalte Dusche für die Waltershofener. Ein Konter über die rechte Waltershofener Angriffsseite konnte zum Ausgleich verwertet werden. Waltershofen wollte sich unbeeindruckt zeigen und hatte gleich darauf einen vielversprechenden Angriff. Doch Sick spielte etwas zu spät ab und dann noch dazu in den Fuß eines Gegners. Die Waldkircher nutzten dies eiskalt zum nächsten Konter aus. Dieses Mal über die linke Waltershofener Seite, wo man nur noch die Hacken des Flügelstürmers zu sehen bekam. Ähnlich wie beim Waltershofener Führungstreffer wurde der Ball in den Rückraum gespielt und von dort unhaltbar zum 1:2 verwertet. Innerhalb von nur 2 Minuten hatten die Gäste das Spiel also gedreht und der SVW hatte nun sichtlich Mühe, wieder Ordnung ins Spiel zu bekommen. Und zu allem Übel konnten die Gäste noch vor dem Pausenpfiff gar auf 1:3 erhöhen. Wieder ging es schnell über den Flügel und in der Mitte konnte man nahezu ungestört einköpfen.
Nach der Pause brauchte Waltershofen wieder ein paar wenige Minuten, um im Spiel zu sein. Doch dann sah es zumeist wieder ganz ansehnlich aus. Zunächst scheiterte Jan Bilharz mit einem schönen Dropkick noch am Waldkircher Torhüter. Doch die anschließende Ecke konnte Carlo Rösler, am langen Pfosten völlig freistehend, per schönem Flugkopfball zum 2:3 verwerten. Waltershofen hatte nun seine nächste gute Phase, in der Rösler einmal am Torhüter scheiterte und die anschließende Ecke von Bilharz fast ins Tor trudelte. Aber wie schon in den ersten 45 Minuten waren es wieder die Gäste, die erbarmungslos zuschlugen. Es war eine knappe Stunde gespielt, als die Waltershofener Abwehr versuchte, eine Situation spielerisch zu lösen, anstatt den Ball einfach mal kompromisslos aus der Gefahrenzone zu befördern. Das Vorhaben ging daneben und die Gäste nutzten dies zum 2:4. Den erneuten 2-Tore-Rückstand steckten die SVW-ler nun nicht mehr so einfach weg. Die Gäste spielten ihre Routine aus und ließen bis kurz vor Schluss kaum noch Chancen des SVW zu. Dabei spielte ihnen auch ein bißchen in die Karten, dass der junge Schiedsrichter zwar Souveränität ausstrahlen wollte, dies aber mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr mit herrischem Auftreten verwechselte. So brachte er die Waltershofener immer mehr gegen sich auf, was die cleveren Waldkircher natürlich nicht weiter störte. Negativer Höhepunkt der Partie war eine offensichtlich schwere Verletzung des jungen Waltershofeners David Merkle wenige Minuten vor Spielende. Anstatt sich um den Verletzten zu kümmern und Betreuungspersonal auf den Platz zu lassen, zog es der Schiedsrichter vor, sich an der Waltershofener Trainerbank abzuarbeiten. Merkle konnte schließlich nur noch auf der Trage den Platz verlassen und musste gar mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Das Spiel war indes zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden, denn kurz zuvor konnte Waldkirch, erneut mit einiger Unterstützung der Waltershofener Abwehr, auf 5:2 erhöhen. Immerhin zeigte Schiedsrichter Huber nach der merhminütigen Verletzungspause so viel Fingerspitzengefühl, dass er lediglich eine Minute nachspielen ließ. Die beiden Teams spielten diese Minute herunter, indem man sich gegenseitig den Ball zuschob. Eine faire Geste der Gäste, da Waltershofen nach fünfmaligem Wechsel auch keinen neuen Spieler mehr einwechseln konnte. Und so stand man zu Spielende zum dritten Mal in Folge mit leeren Händen da. Wieder einmal musste man erkennen, dass man sich in dieser Spielklasse individuelle Fehler einfach nicht erlauben darf, weil sie sonst von erfahrenen Mannschaften eiskalt bestraft und zu Gegentreffern ausgenutzt werden. Das ist Landesliga!
Torschützen:
J.Steimle, C.Rösler